Exkursion ins Waldviertel - Erlebnis Archäologie Jahresbericht 2019

Archäologische Exkursion ins Waldviertel

Ur- und Frühgeschichte im Silva Nortica

Archäologie Weinviertel
Noch lässt das Frühlingswetter ein wenig auf sich warten. Doch das sollte sich im Laufe der Exkursion noch ändern!

Durch unseren Vereinssitz in Eggenburg, am Übergang vom niederösterreichischen Wein- ins Waldviertel, sind wir beinahe gezwungen einmal im Jahr eine Exkursion zu den bedeutendsten archäologischen Fundstellen des Silva Nortica, wie das Waldviertel früher genannt wurde, anzubieten. Aufgeregt und ein wenig nervös begab sich Klaus mit einer kleinen Gruppe von drei TeilnehmerInnen auf den ersten Tag der allerersten Veranstaltung im Rahmen von Erlebnis Archäologie.

 

In den nächsten drei Tagen sollten von uns die Ur- und Frühgeschichte der drei wunderschönen Täler der Thaya, der Pulkau und des Kamp genau unter die Lupe genommen werden – doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Andauernder Regen führte uns kurzer Hand nach Asparn/Zaya ins MAMUZ, in die Dauerausstellung zur Archäologie von der Steinzeit bis ins Mittelalter sowie in das Freilichtmuseum mit Rekonstruktionen prähistorischer Haus- und Wohnanlagen – eigentlich der Ideale Ort, um solch eine Exkursion zu beginnen, da wir hier die Funde betrachten konnten, die von den Fundorten stammen, die wir besichtigen wollten. Gute fünf Stunden später verließen wir das MAMUZ, um den Spuren der Vergangenheit im freien Gelände näher zu kommen.

Erlebnis Archäologie - Ausgrabungen zum Mitmachen:


Großmugel Hügelgrab Hallstattzeit
Der Großmugl - gemeinsam mit dem MAMUZ unser Ausweichprogramm wegen Schlechtwetter.

Zu unserem Glück hatte der Regen sogar aufgehört! Am Rückweg ins schöne Waldviertel bot sich ein kurzer Halt am schönen Oberleiserberg an, der mit seiner exponierten Lage immer schon ein beliebter Siedlungsort war. Von dort aus wurden wir mit dem Blick über das sanfthügelige Weinviertel, bishin zum Großmugl, dem wohl größten Hallstattzeitlichen Hügelgrab Niederösterreichs belohnt, dem wir auch einen kurzen Besuch abstatteten. Der anhaltende Regen der letzten Tage erschwerte die Zufahrt – eingekleidet in Matsch traten wir den Rückzug an. Das Geheimnis des Hallstattfürsten (oder der Fürstin?) blieb für uns also weiterhin leider ungelöst!

 

Trockenen Fußes begannen wir dann den zweiten Tag, den wir zur Gänze im schönen Kamptal verbrachten. Unsere ersten Ziele waren die mesolithische Fundstelle von Stallegg, die mittelneolithische Kreisgrabenanlage und die hochmittelalterliche Ruine von Kamegg. Eine ausgedehnte Wanderung führte uns über die befestigte Höhensiedlung von Thunau am Kamp, die wir vor allem wegen der bedeutenden Forschungsergebnisse zur frühmittelalterlichen Geschichte besuchten. Letzter Punkt des Tagesprogramms, bevor wir uns in die warme Stube des Eggenburger Stadtwirten zurückzogen, war die Wehrkirche von Strögen – ein ehemaliger Kleinadelssitz mit Ringwallanlage und Graben, der in eine wehrhafte Kirche umfunktioniert wurde und auf den Besucher einen unglaublich wuchtigen Eindruck macht.

 

Abenteuer Archäologie in den schönsten Flusstälern des Waldviertels

Hügelgrab Waldviertel
Wir suchen ein im Wald verstecktes Hügelgräberfeld, das nur geschulte Augen erkennen. Dieses Grab ist durch anhaltende Aktivität in einer Suhlgrube durch Wildschweine stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Prachtvolles Frühlingswetter versüßte uns schließlich die Wanderung durch das wenig bekannte aber umso schönere Pulkautal. Vom Hubertusbründl aus wanderten wir zu einem alten Hohlweg, der in das Pulkautal einsteigt, durch welches bis vor etwa 300 Jahren die alte Poststraße nach Prag verlief. Zahlreiche Burgruinen und kleine Befestigungsanlagen reihen sich entlang des engen, verwunschenen Pulkautals aneinander, was die einstige Bedeutung ersichtlich macht. Unser Ziel war jedoch im Gelände für ungeschulte Augen kaum erkennbar. Wir überquerten die Pulkau, erklommen die Hochfläche und fanden uns in einem mittelbronzezeitlichen Hügelgräberfeld wieder. Dieses ist leider kaum erforscht – lediglich ein Hügel wurde beim Bau eines Forstweges angeschnitten und untersucht. Die der Körperbestattung zugehörigen, reichen Bronzefunde lagern heute im Krahuletzmuseum.


Eigentliches Ziel unserer Wanderung war jedoch eine befestigte Siedlung auf einem Felssporn, der den Namen Alteck trägt. Anhand des zahlreich aufzufindenden Scherbenmaterials aus der Bronzezeit muss sich hier einst die dem Gräberfeld zugehörige Siedlung befunden haben. Doch für die jüngere Geschichte Niederösterreichs ist dieser Ort von noch größerer Bedeutung: Der Sporn ist von einer mächtigen Wallanlage mit vorgelagertem, einst sehr tiefen Graben geschützt. Große Hitzeeinwirkung, vermutlich durch die Zerstörung im Hochmittelalter, färbte die Stein-Erde-Schüttung ziegelrot. Ausgrabungen gab es an diesem Ort noch keine, doch Einzelfunde von z.B. einer awarischen Gürtelkette bringen den Fundort mit anderen befestigten Siedlungen des frühen Hochmittelalters in Verbindung – wie etwa Thunau, dem Brandwall bei Messern und der Wüstung Sand im Thayatal.

 

 

Für Klaus ist es immer wieder eine Freude, die kulturellen Schätze des Waldviertels in seiner wunderbaren Landschaft zugänglich und begreifbar zu machen. Leider ist das Wissen der Öffentlichkeit über die verschiedensten Besiedlungsepochen der Region nahezu nicht vorhanden. Ein Wochenendausflug sollte Interessierte auf jeden Fall in das Eggenburger Krahuletzmuseum oder das Horner Höbarthmuseum führen, die jeweils sehr große und informative archäologische Sammlungen präsentieren.

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