Der Praunsberg ist eine von unzähligen bislang unerforschten prähistorischen Höhensiedlungen in Niederösterreich. Er liegt nur wenige Kilometer außerhalb von Wien (Bez. Korneuburg) im sanft-hügeligen Weinviertel zwischen zahlreichen namhaften Fundstellen der österreichischen Urgeschichte. Wenig Aufmerksamkeit wurde der mit Wall und Graben befestigten Siedlung bislang geschenkt, doch seine Lage in unmittelbarer Nähe einiger der größten Hügelgräber Europas führte immer wieder zur Diskussion, ob die Erbauer ebendieser Gräber einst nicht sogar auf dem Praunsberg siedelten.
Unzählige Hügelgräberfelder - heute weitgehend durch Ackerbau eingeebnet - liegen heute unter dem Erdboden dieser fruchtbaren Landschaft. Doch wo sich der zugehörige Herrschaftssitz in der frühen Eisenzeit befand, ist weiterhin ungeklärt. Außergewöhnliche Funde, beispielsweise attische Importkeramik und ein weit über die Befestigungsanlagen hinausreichendes Siedlungsareal deuten auf eine Zentrale Funktion des Praunsberges hin.
Kurstermine 2025:
12. - 16. Mai 2025
19. - 23. Mai 2025
Abholung von umliegenden öffentlichen Verkehrsanschlüssen nach Absprache möglich. Sonntag ist als Anreisetag vorgesehen! Wir treffen uns abends zum ersten Kennenlernen (optional).
Kursbeitrag pro Person:
ab 8 Personen € 800,-
Nicht enthalten ist:
Anmeldungen sind ab sofort möglich!
Was beinhaltet der Kurs?
5 Tage archäologisches Lehrprogramm, bestehend aus:
Kursleitung:
Felix Köstelbauer, Orbis Ferrorum
Klaus Schindl, Erlebnis Archäologie
Hinweis:
Dieser Kurs ist keine Fachveranstaltung für Studierende der Archäologie, sondern für alle freiwilligen Teilnehmer frei zugänglich. Es werden keinerlei Vorkenntnisse benötigt.
Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.
Allgemeine Informationen:
Diese Forschungsgrabung findet im Rahmen eine Kooperation der Vereine Orbis Ferrorum und Erlebnis Archäologie statt. Ein weiterer Projektpartner ist das Bezirksmuseum Stockerau. Die Finanzierung erfolgt (nach derzeitigem Stand) zu rund zwei Drittel durch die Grabungsbeiträge der freiwilligen Teilnehmer und deckt vor allem die Personalkosten (drei Archäologen) während der Grabung und die Aufarbeitung durch Felix Köstelbauer.
Tatsache ist, dass dieses Projekt nur durch die Beteiligung von interessierten Freiwilligen durchgeführt werden kann!
Das Weinviertel in der Hallstattzeit:
Die Region ist vor allem durch die berühmten hallstattzeitlichen Hügelgräber, manchmal auch Pyramiden des Weinviertels genannt, gekennzeichnet. Weithin bekannt als der höchste Grabhügel Mitteleuropas ist der sogenannte "Großmugl", dessen Ausmaße noch heute beeindruckend sind. Doch die wenigen erhaltenen Hügel sind nur die Spitze des Eisbergs, denn im Umfeld befinden sich mehrere Gräberfelder mit dutzenden, heute eingeebneten Grabanlagen.
Ein ungelöstes Rätsel ist bislang die Lokalisierung des Herrschaftssitzes sowie die Frage, ob es einen Zentralort gab oder eher mehrere kleinräumige Herrschaftsgebiete, die
unabhängig voneinander siedelten und ihre Verstorbenen bestatteten. Als potentielle Zentralsiedlung kommt in direkter Umgebung lediglich der Praunsberg in Frage, da andere prominente
Höhensiedlungen aus anderen Epochen stammen (zB. Michelberg) oder zu weit entfernt liegen.
Aus Begehungen der 1980er und 1990er stammt ein breites Spektrum an sehr hochwertiger Keramik, die einst zur Vermutung führte, dass der Sitz der herrschenden Klasse auf dem Praunsberg zu
suchen sein könnte.
Mit nur etwa einem Hektar Fläche ist das befestigte Burgareal für eine potentielle Zentralsiedlung als eher klein zu betrachten.
Heute ist vor allem die Süd- und Westseite der Anlage durch neuzeitlichen Kalksteinabbau stark zerstört. Das Fehlen einer eindeutig sichtbaren Grabenanlage im Westen ist nur durch spätere Überprägung oder auch Hangrutschungen erklärbar. Dass ein Graben vorhanden war, ist durch den im Süden noch vorhandenen zweiteiligen Halsgraben sehr wahrscheinlich.
Eine derartige Form von Befestigungen mit einer wahrscheinlich zweiteiligen Vorburg im Süden ist bislang aus Niederösterreich noch nicht bekannt und wird Teil der Untersuchungen dieses Projektes
sein.
Der nördlichste Teil der Befestigung ist durch einen imposanten mittelalterlichen Burgstall zerstört. Wie an dieser Stelle die Situation in der Hallstattzeit war und ob sich dort eine Art
Akropolis befunden hat, kann nur vermutet werden. Der Nord-Süd verlaufende Graben ist an dieser Stelle jedoch unterbrochen, führte also einst in den Bereich des Burgstalls hinein.
Die kleine hallstattzeitliche Burganlage veranlasste jedoch zuletzt Felix Köstelbauer dazu, von einer Struktur ähnlich griechischer Poleis zu sprechen, die eine Burganlage, eine Oberstadt und eine Unterstadt umfasst. Dieser zugehörig sein, könnten die Monumentalhügelgräber von Niederhollabrunn und Niederfellabrunn. Insgesamt sind sieben Fragmente von importierter attischer Ware bekannt, die ins 6. Jhdt. v. Chr. datieren und weitreichende Handelsbeziehungen nahelegen.
Die Ausgrabung 2024 hat an zwei Stellen stattgefunden: Ein Schnitt wurde durch ein Grubenhaus gemacht, der zweite durch die Wallanlage im Osten der Siedlungsfläche. Das Ziel war einerseits die genauere Datierung der hallstattzeitlichen Siedlungsphase sowie die genauere Einordnung der architektonisch außergewöhnlichen Befestigungsanlage und die Frage der Datierung ebendieser. 2025 wird an den gleichen Stellen weitergegraben und die Schnitte vergrößert.